Spirituelle Maßstäbe und warum sie uns unglücklich machen!

Es gibt eine Religion, die sich selbst nicht Religion nennt, aber nach sehr ähnlichen Strukturen verläuft und das ist der Großteil der spirituellen Szene. Was auch immer dieser Begriff „spirituelle Szene“ abdecken soll, ich zähle in erster Linie alle New Age Bewegungen und die vielen verschiedenen spirituellen Ansätze, die unsere Freiheit als Mensch und Seele nicht unterstützen.

Ich erlaube es mir einfach mal, über dieses heikle Thema zu sprechen, weil ich sozusagen mittendrin bin. Ich arbeite nun seit über einem Jahrzehnt mit Menschen zusammen und begleite sie in ihrer persönlichen und spirituellen Entfaltung. Ich erlebe es immer wieder, wie Menschen spirituell komplett ausgebrannt und vergiftet in unseren Seminaren landen und Hilfe suchen. Das macht mich sehr traurig, denn in meiner Welt sollte Spiritualität etwas Schönes und Erhebendes sein.

Spiritueller Burnout und spirituelle Vergiftung sind im Moment aktueller denn je, denn Menschen sehen auf dem spirituellen Markt den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Es gibt einfach zu viel und zu viel Humbug und ständig schießen Menschen in der digitalen Welt empor, die uns lehren wollen, wie wir zu leben, zu fühlen und zu denken haben.

Dieser Artikel soll ein wenig aufrütteln und aufräumen und das Wichtigste:

Dir aufzeigen, dass dein Leben perfekt und wundervoll ist so wie es gerade ist! Lass uns mal diverse spirituelle Maßstäbe durchleuchten, die uns indoktriniert wurden und uns alles andere als glücklich machen und erst Recht nicht „spiritueller“.

 

1. “Alles sollte mit Freude und Leichtigkeit geschehen.”

Diesen Satz hast du vielleicht schon in ähnlicher Form in einem Buch gelesen oder woanders gehört. Es könnte auch sein, dass dir so etwas begegnet ist: Wenn du deinen Herzensweg gehst, wird dein Weg voller Leichtigkeit und Freude sein – oder – Wenn es für dich stimmig ist, dann wird es voller Leichtigkeit passieren – oder – sei einfach im Hier und Jetzt und du wirst Leichtigkeit und Freude spüren.

Mag sein, dass das stimmt, aber diese Aussagen suggerieren uns, dass Schmerz, Schwere und Unglücklichsein nicht zum Leben gehören und dass wenn wir diese Dinge spüren, wir nicht auf dem richtigen Weg sein können. Ich sehe das ganz anders: Je weiter du auf deinem Herzensweg vorangehst, je mehr du dich entwickelst, um so wichtigere Fragen und größere Aufgaben wir dir das Universum stellen. Denn es möchte immer, dass du wächst. Du bist nicht als Seele hier, weil du es „leicht“ haben wolltest. Du bist hier, weil du durch Widrigkeiten und Schmerz durchbrennen und deine Kraft entdecken wolltest.

 

2. “Du hast alles in dir.”

Ja, das stimmt und sogar mehr als das. Aber was macht dieser Satz ganz konkret mit uns? Er löst Selbstzweifel aus, denn wir denken uns: Wenn das stimmt, muss ich echt ziemlich doof sein, dass ich es immer noch nicht geschafft habe, ein erfülltes Leben zu führen. Was läuft bloß schief in mir? Du siehst, dieser Maßstab führt in Frustration und Selbstverurteilung.

Ich möchte betonen: es ist absolut richtig, dass alles bereits in dir ist. Aber du bist hier, um herauszufinden, was du nicht bist und nicht um herauszufinden, was du bist. Tief in deinem Inneren weißt du, dass du Liebe und Licht bist. Das wirst du auch wieder erleben, wenn du irgendwann deinen Körper verlässt. Jetzt geht es darum, im Leben bewusste Entscheidungen zu treffen, auch mal Grenzen zu ziehen und einzusehen, dass es nicht um Perfektion geht, sondern darum mit deinen Unvollkommenheiten absoluten Frieden zu schließen.

 

3. “Hab keine Erwartungen.”

Okay, ich soll keine Erwartungen haben. Super, dann kann ich vom Leben auch nicht enttäuscht werden. Aber dann werde ich vom Leben auch nicht überrascht oder belohnt. Ich werde zu einem Spielball der Umstände und Energien in meinem Leben, werde herumgeschleudert. Ich bin dann zwar erwartungslos, aber auch ziellos und ohne Vision.

Dann wird es auch viel viel schwieriger sein, für etwas zu brennen, Energie einzusetzen oder einer größeren Vision zu verfolgen. Warum sollte man denn überhaupt morgens aus dem Bett gehen, wenn man keine Erwartungen hat, oder?

 

4. “SEI einfach nur. Alles andere fügt sich dann.”

Verstehe ich, aber dieses Ding oder dieser Zustand „Sein“ wie funktioniert der bitteschön? Ich kann mein Sein spüren, wenn ich meditiere oder etwas mich berührt oder bewegt, aber was danach? Wenn das rohe und pure Leben mich wieder einnimmt und Dinge um mich herum geschehen, die ich nicht kontrollieren kann, soll ich dann ins Sein wechseln und meine Probleme sind weg.

Ehrlich gesagt, macht mich dieser Satz „Sei einfach nur.“ fast ein wenig aggressiv. Keiner weiß so genau, wie das gehen soll, aber jeder tut so erleuchtet und will den anderen klarmachen, dass er ja mehr im Sein ist wie der „normalsterbliche“ Rest.

 

5. “Tu es nur dann, wenn es für dich stimmig ist.”

Kennst du diesen Satz? Ich glaube dieser spirituelle Maßstab ist der giftigste und schlimmste. Denn er zwingt Menschen, die an ihn glauben, dazu, nur dann in die Aktion zu gehen, wenn es stimmig für sie ist. Vielleicht werden gewisse Dinge, die dein Durchbruch sein könnten, nie für dich stimmig sein. Was dann?

Du vergeudest kostbare Potentiale, weil du auf dieses Gefühl von Stimmigkeit wartest. Dabei bedeutet vielleicht „Das ist nicht stimmig für mich.“ einfach nur „Ich habe keine Lust, kein Bock darauf, weil ich es nicht kenne und es ausserhalb meiner Komfortzone und meinem Gewohnten liegt.“

 

6. “Du kannst anderen nur dann helfen, wenn du alles in dir selbst geheilt hast.”

Wenn es wirklich so wäre, dann wären wir alle ziemlich arm dran, denn dann dürfte sich niemand mehr Heiler, Lehrer oder Coach nennen. Denn sie sind alle (ich eingeschlossen) einfach nur Menschen, die ihren Weg gehen. Es mag den Anschein erzeugen, dass sie weiter sind wie die anderen, aber das ist meist nicht so. Sie sind häufig so verzettelt in ihren eigenen Themen, dass sie durch die Arbeit an anderen versuchen sich selbst zu heilen.

Wenn du Menschen hilfst, sich selbst zu heilen und zu transformieren, hilfst du auch immer dir selber, geheilt zu werden. Denn du bist ich und ich bin du.

 

Ich bitte dich heute, lehne dich zurück, atme, mach einen inneren spirituellen „Reset“. Wähle für dich ganz bewusst, was du glauben möchtest und lass dir von nichts und niemanden einreden, dass gewisse Dinge so oder so sein müssten.
Du bist spirituell, du bist besonders, du bist Liebe, egal, was du denkst, glaubst oder tust. Handle nach deinen persönliche Idealen und Werten und höre auf dein Herz.
Das braucht keine Maßstäbe oder Regeln. Es braucht einfach nur dich und dass du ihm die Möglichkeit gibst, dich zu führen.

Danke, dass du da bist.
Von Herz zu Herz
Bahar

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  1. Liebe Bahar! Das stimmt wirklich auch aus meiner eigenen Erfahrung! Danke dir so sehr für all deine tollen Inspirationen! ❤

  2. Es ist echt verrückt wie die meisten Spiritualität mit Religion verwechseln und sich diesen ganzen Regeln und Werte unterwerfen. Schön, dass jemand auch über die Fallen in der “spirituellen Szene” spricht.

  3. Hallo Bahar, ich finde deine Art und Weise wie du deine Sicht der Dinge siehst sehr erfrischend und ich finde mich sehr oft in deinen Worten und Überlegungen wieder. ich bin witzigerweise genau in dem Augenblick auf dich gestoßen (per Google) als genau all diese Überlegungen in mir zum Blühen anfingen. Deshalb sind mir zu deinen Punkten noch ein paar Sachen eingefallen die ich gerne Teilen würde:

    Punkt 2: Mir kam folgendes in den Sinn, als ich deinen Satz gelesen habe “Aber du bist hier, um herauszufinden, was du nicht bist und nicht um herauszufinden, was du bist”, in meinen Kopf schwirrte die Frage: Warum sind wir den eigentlich hier? Und meine Spontane Antwort ist, um uns zu erfahren, das kann aber eben beides einschliessen, was man eben nicht ist und was man eben ist. Es kommt auf den Blickwinkel drauf an den wir auf dieses Thema haben, Klar haben wir alles in uns, aber uns zu erfahren was wir den wirklich sind (z.B. Gütig), diese Wissen dann nochmal als Menschlicheform auszuleben ist eine Erfahrung die uns als Seele Liebe und Licht spendet oder unsere innere Wahrheit nach außen drehen lässt. Und eben auch die andere Seite wenn wir z.B. Betrug erfahren, wissen wir, dass WIR keine Betrüger sind gehen durch diesen mangel Gefühl und wenden uns dem inneren Ruf das Gegenteil zu leben und nicht aus diesem Grund auch rumzubetrügen.

    Punkt 3: Da habe ich ehrlich gesagt einen ganz anderen Blickwinkel zu dem Thema Erwartungen; für mich ist Erwartungen haben ein sehr schwieriges Thema und das würde ich so wie du das oben beschrieben hast nicht ganz beführworten. Wir haben alle Erwartungen, ständig, in allen alltäglichen Dingen, doch ich schätze das viele das Wort ERWARTUNG falsch auffassen. Da fallen mir viele Beispiele ein: “Ich erwarte mir einen Anruf von meinen Kindern, den ich als Mutter habe sie ja großgezogen” oder “Ich warte mir das die Kinder mir mehr respekt entgegenbringen müssen, da ich älter bin” oder “Ich erwarte mir mehr Muskeln weil ich ja so hart und viel trainiere” usw. usf. Das brennen im Leben, die Visionen sind in meinen Augen VERLANGEN; ich sehne mich nach einem Ziel, und entfache eine Leidenschaft hierzu. Ich hinterfrage nicht ob ich dieses Ziel erreiche, ich weiß das ich es tue und genieße diesen Prozess. Ich denke Verlangen und Erwartungen haben sind zwei paar Schuhe und deshalb würde ich niemals ERWARTEN ich würde es lieber VERLANGEN (ich habe das Gefühl dass das Wort verlangen einen aktiveren Mechanismus in uns auslöst, etwas ins handeln bringen, wobei das erwarten eher die warte position einnimmt so nach dem motto: na mal guckt was da so daherkommt) und somit erschaffen.

    und zum Punkt 4: ich denke das Sein oder Sei einfach nur, ist sehr oft falsch intepretiert. Ich glaube das soll so eine Art Keyword sein, um Situationen und Dinge im Leben die einen treffen ins seien zu holen und es bewusst im sein anzusehen, als Beispiel: “warum ärgert mich jetzt diese Aussage so” oder “warum triff ich immer die gleichen Typen in meine Leben”… ich denke das Seien oder das einfache Sein in diesen Situationen hilfreich sein kann wenn man mal zum überlegen anfangen möchte warum gewisse Themen im Leben aufkommen. Es soll die Präsenz und die Erinnerung hervorrufen welche (eh wie jede andere Sekunde auch) wir sind und uns an unseren “Plan” errinnern. Das es eben ein guten Grund hat warum wir diese Erfahrungen machen um eben dran zu wachsen.

    Puh, da kam jetzt aber ganz schon viel von mir 😀 :D! Danke Bahar für die Möglichkeit und mach bitte weiter so! Deine Texte sind Balsam für die Seele!

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