Eso-Trends: Vergeben und Annehmen und dann???

Ich weiss nicht, ob es nur mir aufgefallen ist oder vielleicht sogar auch Dir, dass es in letzter Zeit einen spürbaren und nicht zu leugnenden Trend in der Eso-Szene gibt: Wir sollen vergeben und annehmen. Diese zwei Themen sind im Munde aller, die sich als spirituell bezeichnen würden. Aber worum geht es dabei wirklich? Lass uns das mal genauer unter die Lupe nehmen.

Vergebung hat sich mittlerweile zu einer Eintrittskarte in die spirituelle Szene verwandelt. Du bist dabei, wenn Du vergibst. Und wenn nicht, dann musst Du Dich noch weiter darum bemühen. Alle Posts auf Facebook mit alleine schon dem Wort Vergebung erhalten teilweise doppelt so viele Likes, weiss aber überhaupt irgendjemand, was es wirklich heisst, zu vergeben. Versteh mich bitte nicht falsch – ich stehe zu 100% hinter diesen spirituellen Prinzipien wie Vergebung und Loslassen, nur frage ich mich, inwieweit wir Menschen in dieser Zeit wirklich begonnen haben, das zu leben, was wir lehren oder gelehrt bekommen.

Ich fand es sehr interessant, was bei meiner Google-Suche für Vergebung herauskam: Ganz häufig erschien Vergebung im Zusammenhang mit Sünde. Wenn wir das nun im philosophischen Sinne versuchen zu deuten, dann heisst es, dass man nur dann Vergebung erteilen oder empfangen kann, wenn man davon ausgeht, dass es so etwas wie Sünde oder Fehler gibt. Für einen spirituell erwachenden Menschen ist jedoch dieser Schritt einer der wichtigsten: Konstrukte, wie böse, schändlich und sündhaft hinter sich zu lassen. Denn sie implizieren, dass es dort einen Täter und ein Opfer gibt. Das ist eine absolute Illusion.

Ich gebe es offen und ehrlich zu: es gibt in der Tat Menschen, denen ich womöglich bis heute nicht komplett vergeben habe und zwar aus dem Grund, weil sie Menschen, die mir am Herzen liegen, weh taten. Ein Aspekt von meinem menschlichen Sein hat das nie komplett akzeptiert. Was aber geschehen ist, ist, dass ich erkannt habe, dass diese Menschen einfach nicht wissend und unklug gehandelt haben. Das entschuldigt gewisse Dinge nicht, aber es besänftigt mein Herz. Wenn ich an diese Menschen denke oder sie sehe, fühle ich einfach NICHTS. Eine gewisse Neutralität, die mein Herz heilt. Dadurch kann ich einfach damit abschliessen.

Wichtigster Punkt, wenn es um Vergebung geht: Es gibt nie ein Opfer oder einen Täter, sondern alles ist Energie, die sich wandelt und versucht auf eine Art und Weise zu entfalten. Somit gibt es auch niemanden, dem man zu vergeben hätte. Es ist einzig und allein wichtig, dass Du Deine Emotionen und Gedanken in Griff bekommst, ohne Dich von Ärger und Wut überfahren zu lassen. Manche Menschen wissen einfach nicht, wie sie es besser hätten machen können. Damit schliessen wir jetzt mal das Thema Vergebung ab. Finde Frieden mit der Person, die Dich verletzt hat and thats it. Du musst sie nicht gleich lieben…:)

Und nun kommen wir mal zum Thema “Annehmen, was ist”. Ich finde diesen Gedanken, dass man einfach mit den gegenwärtigen Gegebenheiten Frieden schliesst, wundervoll. Aber was genau passiert nach dem Annehmen eigentlich? Man nimmt alles an, so wie es ist und denkt sich: “So ist es nun mal, gut ist es, weiter brauch ich nix tun.” Das heisst Annehmen könnte einen auch gleichzeitig zu Stagnation verführen ?

Es gibt für mich ein Lebensprinzip: “Sobald etwas gemütlich wird, ändere es.” Das heisst, ich bin ständig dabei, mich selber auf eine gewisse Art und Weise zu übertreffen und immer wieder aus meiner Komfortzone hinauszutreten. Das heisst nicht, dass ich exzessiv arbeite und es mir nicht auch Mal gut gehen lasse und relaxe, sondern es geht darum, sich selber immer wieder auf ein nächstes Level in der persönlichen Evolution zu bringen. Ich schaue mir das Jetzt mit allen Gegebenheiten an, nehme es an und mach dann etwas noch Besseres daraus – für mich und meine Mitmenschen. Ja, in der Tat, das macht Spass!

Vielleicht möchtest Du ein paar Dinge von dem umsetzen, vielleicht aber auch nicht. Für mich war es wichtig, Dir eine neue Denkweise aufzuzeigen und die kann helfen, wenn Du genauso wie ich Ich auch noch nicht zu den erleuchteten Menschen zählst 🙂

Deine Bahar

 

 

 

 

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Comments 4
  1. Danke Bahar….besser mein Herz, meine Seele und mein inneres Kind sagen DANKE!

    Ich kann vergeben und ev.auch vergessen…aber wieder lieben will ich nicht und ich will mich dabei nicht schuldig fühlen!

    Love und light

    1. Das gefällt mir, liebe Chris und ich freu mich sehr über Deinen Eintrag hier im BLOG…eine liebe Umarmung aus dem nächtlichen Ingolstadt…Deine Bahar

  2. Ich denke hier wird Vergebung verwechselt mit dem äußeren Verzeihen. Vergebung ist meiner Ansicht nach ein innerer Erlösungsweg, indem ich 1. den Schmerz von Verletzungen weg-gebe (loslasse), 2. meine Abhängigkeit zum Täter weg-gebe und mich dadurch aus der Opferrolle ihm gegenüber befreie, und 3. zumindest den Hass und die Verurteilung gegen ihm weg-gebe. Aber ich muss ihn deshalb nicht lieben, ihm deshalb nichts verzeihen, und deshalb auch nicht mit ihm in Kontakt sein. Wirkliche Vergebung ist der innere Erlösungsprozess, damit das Herz frei wird.

    1. Ganz genauso sehe ich es auch Adreas.
      In einer Runde von Vergewaltigungs-Überlebenden fragte eine den Arzt: Muss ich meinem Täter vergeben? Und er sagte ganz klar: “Nein. Einen Scheiß müssen Sie ihm vergeben. Wenn Sie das aus ihrem Herzen heraus können und das wichtig für Sie ist, dann tun Sie es. Aber vergeben MÜSSEN müssen Sie einen Scheiß. Alles was in Sachen Vergeben in dieser Sache zählt, ist, dass Sie sich selbst vergeben.”

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